Bentlager Quelle

Der Unternehmer Heinrich Frehe in seinem Lieferwagen. Die historische Aufnahme dürfte um das Jahr 1927 entstanden sein.

Es sprudelte aus Bentlager Quelle

„Bad Gottesgabe Tafelwasser“ und „Gertruden-Sprudel“ – eine historische Spurensuche

28. August 2023: MV-Artikel vom 25.08.2023

Das Jubiläum „100(0) Jahre Salz aus Rheine“ hatte intensive historische Forschungen zur Folge. Das erste Ergebnis war, wie inzwischen bekannt, die Tatsache, dass die Salzfunde in Bentlage keineswegs für 1000 Jahre schriftlich belegt sind. Es gibt viele andere neue Erkenntnisse, nachzulesen in der im September erscheinenden Festschrift. Und es tauchten zwei wenig bekannte Fotos auf, deren Hintergrund unser Medienhaus heute vorstellt. Von Angelika Pries

RHEINE. „Mineralwasser aus Rheine – nie gehört!“ Das war die erste Reaktion von Thomas Liedmeyer und Jules Vleugels, dem jetzigen und dem ehemaligen Vorsitzenden des „Fördervereins Saline Gottesgabe.“ Aber zwei Fotos aus den späten 1920er Jahren beweisen: Die Sole aus Bentlage wurde nicht nur zur Salzgewinnung und für medizinische Bäder genutzt.

„Gertruden-Sprudel“ oder „Bad Gottesgaber Tafelwasser“ nannte der Kaufmann Hermann Frehe sein Produkt. Seine Heimatverbundenheit bewies er durch das auf dem Fahrzeug gut erkennbare Wappen von Rheine, das sich in dieser Form auch in den Adressbüchern der Zeit findet.

Frehe, geboren 1875 bei Bielefeld, war Besitzer einer „Mineralwasserfabrik“, so die Adressbücher von 1925 bis 1937. Er hatte damals schon einen Telefonanschluss und ließ sich stolz in seinem Lieferfahrzeug fotografieren. Als Fahrer beschäftigte er seinen jungen Neffen Johannes Frehe, der auf einem der Fotos den Wagen lenkt – mit dem Steuerrad an der linken Seite.

Für die Freunde der Oldtimer: Die Fotos zeigen höchstwahrscheinlich einen Stoewer F6, von dem 1927/28 in Stettin nur 800 Stück gebaut wurden.
Die technischen Daten: 4 Zylinder, 1,6-Liter-Maschine, 30 PS – damit durchaus auf der Höhe der Zeit. Nach Ansicht von Autoexperten war es ein Wagen für gut situierte Käufer, die sich bewusst für diese Nischenmarke entschieden. Heinrich Frehe war, so scheint es, mit Recht stolz auf sein ungewöhnliches Firmenfahrzeug. Allerdings: Das Netz von Niederlassungen und Werkstätten dürfte in Deutschland locker geknüpft gewesen sein.

Der Kaufmann Heinrich Frehe war in Rheine kein Unbekannter, schließlich hatte er mit seiner Frau Elisabeth Kock neben einem Lebensmittelladen und einem Getränkehandel an der Sprickmannstraße eine bekannte Gaststätte mit großem Saal geführt. Unter seinem Nachfolger Prax wurde der Lindenhof dann der Ort sehr vieler größerer Veranstaltungen bis zur Bombardierung 1944.

Heinrich Prax, lange Vorsitzender der Wirtevereinigung, baute nach dem Krieg den Lindenhof in kleinerer Form wieder auf. 1981 wurde das Gebäude zugunsten einer Wohnbebauung abgerissen.
Heinrich Frehe konzentrierte sich ab 1923 auf die offensichtlich einträgliche Likör- und Sprudelherstellung, Sprickmannstraße 80. Auch dieses Gebäude wurde im Krieg zerstört und wieder aufgebaut.

Erst sein Schwiegersohn gab diesen Geschäftszweig 1965 zugunsten einer Rolinck-Niederlassung auf. Wer sich heute auf Spurensuche begibt, der kann im Innenhof des inzwischen von Wohngruppen der Caritas genutzten Gebäudes noch die Rampe sehen, die auf die frühere Nutzung verweist. Die Jugendwerkstatt fertigt Palettenmöbel. Aber es gibt auch eine Saftpresse, ohne dass man von der früheren Nutzung wusste.

Vom Originalgebäude aus der Zeit des „Bentlager Tafelwassers“ hat sich nichts erhalten, auch eine Sprudelflasche mit Originalbeschriftung konnte nicht gefunden werden. Doch ein alter Briefkopf aus den 1930er Jahren legt Zeugnis ab. Heinrich Frehe betrieb den „Alleinverkauf von natürlicher Sole der städtischen Saline ‚Gottesgabe‘ bei Rheine zur Herstellung von Mineralwasser.“

Quellen: Stadtarchiv Rheine; Heeke/Walgenbach: Rheines Gastronomie gestern und heute, 1999; Mitteilungen durch Wolfgang Frehe, Rheine

 

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Hier folgt der Beitrag aus der MV vom 25.08.2023. Wenn Sie auf den Beitrag klicken, sehen Sie das zugehörige PDF-Dokument. (Quelle: Münsterländische Volkszeitung, Altmeppen Verlag GmbH & Co. KG, alle Rechte vorbehalten)

 

 

Foto: Sammlung Heckhuis

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