Jules Vleugels erläutert Sehbehinderten an der Saline die Salzgewinnung in Bentlage
Blinden- und Sehbehindertenverein Rheine zu Gast an der Saline Gottesgabe
Das Gradierwerk taktil erkunden
Von Jules Vleugels
Als Gästeführer reichen in der Regel ein Name und vielleicht Einiges zu seiner Person, um den persönlichen Kontakt mit den Gästen herzustellen. In der Regel ja, aber was tun, wenn die Zuhörer blind sind und einen nicht sehen können? Dann dürfte es notwendig sein, sich etwas genauer zu beschreiben, so im Sinne von: ich bin 1.80 m groß, fast 80 Jahre alt und meine graue Kurzhaarfrisur lichtet sich schon sehr.
Als Clara Kohls, unermüdliche Verfechterin der Interessen der Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins Rheine, anfragte ob eine Führung an der Saline Gottesgabe möglich sei, war ich mir klar, dass ich damit Neuland betreten musste. Es galt einen Weg ohne große Obstakel zu wählen, die Gäste am Gradierwerk mehr zu bieten als das Plätschern der heruntertröpfelnden Sole und ihnen grobkörniges Salz „in die Hand“ zu geben. Und somit führte ich die Gruppe auf den nördlichen Steg, wo es mir leicht fiel anhand der ertastbaren Baumkronen die Brücke zum ehemaligen Kurbetrieb zu schlagen. Am Gradierwerk konnten sie die gestapelten Schwarzdornbüsche erkunden und sich ein Bild der Wirkung von Wind und Sonne machen.
Apropos Sonne, die schien unbarmherzig und bei etwa 38 Grad im Schatten wurde auf einen Besuch an der heißen Salzsiedepfanne im gläsernen Pavillon verzichtet. Im Salzsiedehaus war die Temperatur merkbar angenehmer und bei einer von Frau Kohls gereichten Erfrischung, ertasteten die Gäste die für eine fachmännische Siedung so typischen pyramidalen Salzkristalle. Es war schon erstaunlich, wie sie das mit den Fingern Erstastete in ein imaginäres Bild umzuwandeln verstanden. Eine lebhafte Diskussion zu den verschiedenen Aspekten der historischen Salzgewinnung rundete den Besuch ab und mir viel ein Stein vom Herzen, weil es mir wohl gelungen war, die Saline Gottesgabe greifbar zu beschreiben.
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